Permakultur:
Ohne Pflanzen kein Leben

Nahrung, Energie - all diese selbstverständlichen Dinge sind von Pflanzen abhängig. Der Kreislauf des Lebens, das Dasein des Menschens ist ohne ein Umdenken in Bezug auf unsere Pflanzen-Umwelt nicht länger möglich. Erfahren Sie hier was Permakultur ist und mehr über die Hintergründe zum Projekt in Andernach...

  1. Naturschutzfachliche Wertigkeit einer nach Prinzipien der Permakultur gestalteten Fläche
    1. Einführung
      Gegenstand der Untersuchungen ist eine neuartiges Konzeptes zur multifunktionalen Nutzung von stadtnahen Bereichen.
      Bisher intensive genutzte landwirtschaftliche Nutzflächen im Außenbereich von Andernach werden zu einem zunächst 9 ha großen naturnahen Gelände (siehe Anlage 1-2) umgestaltet, welches gleichzeitig Naturschutz-Ausgleichsflächen, Flächen zur Nahrungsmittelproduktion, als auch die Möglichkeit zur Umweltbildung und Naherholung integrieren soll.

      Das als „Lebenswelten“ initiierte Konzept sieht eine Reihe von Aktivitäten vor, deren besondere Bedeutung durch das Zusammenwirken der Einzelteile entsteht, wobei der Anbau von Obst und Gemüse in Anlehnung an das Konzept der Permakultur im Vordergrund steht.

      Verschiedene „Disziplinen“ werden integriert und Synergieeffekte geschaffen: Land- und Forstwirtschaft, Ökologie, Naturschutz, Wassernutzung.

      Der Begriff Permakultur wurde 1978 von dem australischen Ökologen Bill Mollison und seinem Studenten David Holmgren entwickelt. Er entstand aus der Verknüpfung der englischen Begriffe permanent agriculture (dt. 'dauerhafte Landwirtschaft').

      Permakultur ist ein Oberbegriff für die Entwicklung und Anwendung von ethisch basierten Leitsätzen und Prinzipien zur Planung, Gestaltung und Erhaltung zukunftsfähiger Lebensräume.

      Schwerpunkte bilden dabei Nahrungsproduktion, Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer (Infra-)Strukturen.

      Die Stadt Andernach ist mit der Bereitstellung des Geländes in Vorleistung getreten. Durch Mitarbeiter der Perspektive gGmbH, einer örtlichen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft für Langzeitarbeitslose, wird eine kontinuierliche Bewirtschaftung des Geländes gesichert.

      Neben dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt sind soziale Komponenten – Umweltinformation, Schulung und Fortbildung von Arbeitslosen wichtige Bestandteile.

    2. Fragestellung

      Anspruchsvoller Naturschutz braucht Fläche als Lebens- und Wanderungsräume für Arten. Die Problematik der mangelnden Flächenverfügbarkeit in der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Eingriffsregelung hat gerade jüngst zu Novellierungen von Naturschutzgesetzen geführt (z.B. § 4 a Abs.3 Landschaftsgesetz Nordrhein-Westfalen).

      Aus naturschutzfachlicher Sicht ist es nicht nur der reine Prozessschutz, welcher die Leitbilder des Naturschutzes verwirklichen kann. Im Zuge der aktuellen Biodiversitätsdiskussion wird immer wieder auf naturschutzfachliche Leitbilder verwiesen, welche eine extensive und naturverträgliche Nutzung der Landschaft durch den Menschen bewusst integrieren.

      Gesucht sind wirtschaftlich interessante Alternativen zwischen den beiden Polen der reinenLandespflegemaßnahmen und der intensiven Landwirtschaft d.h. ökonomische Erträge beihoher Arten- und Biotopvielfalt. Nutzung und Naturschutz werden z.B. bereits im „Ökologischen Landbau“ (Ackerrandstreifen etc.) integriert. Da hier aber überwiegend abiotischeRessourcen geschützt werden, stehen sie auch funktional nur bedingt der Eingriffsregelung als Kompensationsflächen zu Verfügung. Weiter geht hierbei das Konzept der Permakultur.

      Zentrale Elemente stellen z.B. dar: Multifunktionalität von Elementen, Bedeutung mehrjähriger Pflanzen, Zonierung eines Systems nach Nutzungsintensität, Vielfalt der Elemente, Wiederverwendung von Energien und Stoffen, Nutzung der natürlichen Ressourcen eines Systems, Nutzung von Randeffekten (z.B. Sonnenfallen), möglichst hohe Integration standörtlicher Parameter etc.

      Insofern gilt es die Frage zu klären, ob mit der Permakultur eine ergänzende landwirtschaftliche Wirtschaftsweise zu derzeitigen „fachlich, guten Praxis“ der Landwirtschaft gibt, die hochwertige Bioprodukte erzeugt und zugleich aus ökologischer Sicht den Biotopverbund und die Biodiversität nachhaltig unterstützt?

      Im vorliegenden Modellprojekt soll untersucht werden, inwiefern eine multifunktionale Nutzung in Anlehnung an das Konzept der Permakultur zudem auf kommunalen Flächen möglich ist und auch als Kompensationsmaßnahmen im Sinne der Eingriffsregelung gelten können.
      Das Konzept der Permakultur ist nicht nur im Zusammenhang mit der Eingriffsregelung wissenschaftlich völlig unzureichend untersucht. Die Beantwortung der Fragestellungen beinhalten die Anwendung ökologischer Untersuchungsmethoden, aber auch die Problematik, ob eine extensive Nutzung ohne dauerhafte Subventionen aus z.B. Vertragsnaturschutz, Ökokonto, landwirtschaftliche Subventionen etc. möglich ist?

      Kann Permakultur einen Beitrage für die Kompensation im Rahmen der Eingriffsreglungleisten ? Kann die Vielfalt der Landschaft und die Biodiversität anbetrachts des naturschutzfachlichen Leitbildes durch eine permakulturelle Bewirtschaftung zukunftsweisend sein? Ist es durch eine permakulturelle Bewirtschaftung möglich alte Kultur- und Nutzpflanzen in-Situ zu erhalten und hierdurch Fragen der (Agro-) Biodiversität zu integrieren? Hervorzuheben ist hierbei die Betonung des Kreislaufgedankens und die Verknüpfung von „altem Wissen“ mit modernster Forschung.

Impressionen